Eine neue Betrachtung von Performance-Kennzahlen für das digitale Zeitalter
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:
- Viele Unternehmen stoßen bei der Nutzung klassischer Unternehmens- und Finanzkennzahlen an Grenzen. Daher erwägen immer mehr Verantwortliche die Einführung neuer, intelligenterer Indikatoren für das digitale Zeitalter.
- Solche Kennzahlen können “weichere” KPIs sein, die Kunden- oder Mitarbeiterzufriedenheit widerspiegeln.
- Mit einer solchen Modernisierung können Unternehmen zudem sicherstellen, dass angewandte Leistungsindikatoren ihre Strategien unterstützen und sie mehr Agilität gewinnen.
Das wirtschaftliche Umfeld und die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, haben sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Dennoch verlassen sich die meisten Unternehmen und Organisationen bei der Messung des Unternehmenserfolgs noch immer auf dieselben, alten Leistungskennzahlen (KPIs): ROI-Berechnungen, klassische Kennzahlen für Effizienz und Produktivität etc.
Ist es nicht an der Zeit, dass die Verantwortlichen die Effektivität und Relevanz der von ihnen angewandten Kennzahlen überprüfen und sie möglicherweise aktualisieren, um neuen Technologien sowie Änderungen bei den Erwartungen von Kunden und Mitarbeitenden und im gesamten Geschäftsumfeld gerecht zu werden?
Klassische Unternehmenskennzahlen im Überblick
In der Vergangenheit haben Unternehmen über lange Zeit bewährte Kennzahlen zur Messung von Wert und Leistung genutzt. Meist waren dies Finanzindikatoren zur Messung der Profitabilität. Zu den am häufigsten genutzten Indikatoren für ROI-Berechnungen zählen:
- der Net Present Value (NPV) oder Kapitalwert, mit dem der konsolidierte Wert sämtlicher eingehender und abfließender Cash Flows für eine Investition berechnet wird. Dahinter steht die Idee, Änderungen des Wertes von Cash Flows im Zeitverlauf zu berücksichtigen und so den “echten” Mehrwert zu ermitteln, den eine Investition erzielt.
- der Weighted Average Cost of Capital (WACC) oder gewichteter Kapitalkostensatz. Er misst die von einem Unternehmen erwartete Rendite für seine verschiedenen Anteilseigner und Kapitalgeber. Mit anderen Worten: Er definiert einen Schwellenwert für die Profitabilität.
- der Zeitraum, der benötigt wird, bis sich eine Investition auszahlt. Hier wird gemessen, wie lange es dauert, bis die ursprünglich investierte Summe wieder erwirtschaftet wurde.
Außer diesen Indikatoren werden weitere, strategische und operative KPIs zur Messung von Umsatz und Wachstum, Effizienz in der Warenwirtschaft, Kosten und Erlösen, Ressourceneffizienz und Anlagenproduktivität angewendet.
Hier stellt sich allerdings die Frage, ob diese lehrbuchmäßigen KPIs den Erfolg eines Unternehmens auch im Digitalzeitalter noch adäquat darstellen können. Eine Studie von McKinsey zeigt, dass mehr als 85 % der Unternehmen Schwierigkeiten haben, den ROI ihrer digitalen Initiativen zu quantifizieren und aussagekräftige KPIs zur Überprüfung der Effizienz neuer, digitaler Kanäle und Touchpoints zu definieren.
Die Entstehen “weicherer” KPIs
Heute sehen wir eine wachsende Zahl von Unternehmen, die von klassischen Indikatoren auf weichere Kennzahlen wie etwa kundenzentrierte KPIs umsteigen.
Sie messen Geschäftserfolg nicht mehr anhand der finanziellen Leistung (also beispielsweise nach Verkaufszahlen und Rentabilität), sondern verfolgen einen eher kundenzentrierten Ansatz mit Metriken wie:
- Net Promoter Score, der die Wahrscheinlichkeit misst, mit der Kunden eine Marke weiterempfehlen
- Customer Lifetime Value, einer Messgröße für den Deckungsbeitrag, den ein Kunde während seines gesamten „Kundenlebens“ realisiert
- Kundenfluktuationsrate
- generelle Bekanntheit der Marke und des Unternehmens
Hinzu kommt, dass die jüngsten Veränderungen in der Arbeitskultur und den Erwartungen der Beschäftigten (mobiles oder hybrides Arbeiten, mehr Gewicht auf Work-Life-Balance und auf sinnstiftende Arbeit etc.) viele Unternehmen veranlasst haben, sich eher auf Kennzahlen zu konzentrieren, die die Zufriedenheit ihrer Beschäftigten widerspiegeln. Und schließlich wurden im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung spezielle Indikatoren für die Nutzung von Technologie und die digitale Reife ganzer Unternehmen entwickelt.
Der Weg zu strategieunterstützenden KPIs
Mit der wachsenden Zahl und Vielfalt möglicher Kennzahlen können Verantwortliche in Unternehmen jetzt wählen, welche Metriken sich am besten zur Messung von Leistung und Erfolg ihres Unternehmens und ihrer Initiativen eignen. Die Zeit, in der alle dieselben KPIs nutzten, geht zu Ende.
Das ist die Gelegenheit für Unternehmen, ihre KPIs besser auf ihre Unternehmensstrategie abzustimmen. Laut einer Studie von MIT Sloan Management Review glauben nur 26 % aller Unternehmen, dass ihre funktionalen KPIs mit ihren strategischen Zielen im Einklang stehen.
Diese Übereinstimmung zu fördern und zu stärken, ist von entscheidender Bedeutung in unserer heutigen Geschäftswelt. Nicht alle Unternehmen waren auf gleiche Weise von der COVID-Krise und den durch sie verursachten, wirtschaftlichen und die Produktivität beeinträchtigenden Herausforderungen betroffen.
Strategien und Pläne zum Umgang mit der Krise unterschieden sich deutlich von einem Unternehmen zum anderen.
Aus diesem Grund können die KPIs, die Ihr unmittelbarer Wettbewerber nutzt, für Ihr Unternehmen irrelevant sein. Jeder Verantwortliche in einem Unternehmen sollte nochmals ganz von vorn beginnen, die aktuellen Erfolgsfaktoren und strategischen Prioritäten seines Unternehmens objektiv analysieren und passende KPIs definieren — oder nötigenfalls entwickeln. Und diese KPIs sollten auf jeden Fall regelmäßig überprüft werden, um neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
Nicht zuletzt fördern die richtigen KPIs auch die Umsetzung von Strategien und verleihen Unternehmen mehr Agilität. Unternehmen, deren digitale Transformation weit fortgeschritten ist, können mit den Möglichkeiten von Machine Learning kontinuierliche Verbesserungen erzielen. Intelligente Algorithmen können KPIs und die Daten, auf denen sie basieren, als Input nutzen und so aus in der Vergangenheit erzielten Ergebnissen lernen und künftige Resultate verbessern.