Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

  • Agiles Projektmanagement ist mittlerweile so populär, dass alles, was nicht “agil” ist, als traditionell betrachtet werden kann.
  • Zu den traditionellen PPM-Methoden zählt unter anderem das Waterfall Framework, eine lineare Methode für das Management von Projekten, die viel Gewicht auf Disziplin und Dokumentation legt.
  • Eine weitere traditionelle Alternative ist das Critical-Chain-Projektmanagement (CCPM), welches versucht, die Projektdurchführung zu beschleunigen, indem es den Druck auf wichtige Ressourcen reduziert. 

Der Begriff “traditionelles Projektmanagement” ist vielleicht nicht offiziell definiert, im Allgemeinen bezeichnet er jedoch PPM-Methoden und Ansätze, die vor der agilen Revolution zum Einsatz kamen. Agile Projektmanagementmethoden verfolgen “einen den gesamten Lebenszyklus umfassenden iterativen Ansatz der Projektdurchführung. Sie werden oft in Softwareentwicklungsprojekten verwendet, um Schnelligkeit und Anpassungsvermögen zu steigern.” Offensichtlich liegt dieser Ansatz derzeit im Trend. Dennoch sind eher traditionelle, bewährte Methodologien wie Wasserfall und Critical-Chain-Projektmanagement (CCPM) keinesfalls veraltet. Sie bieten noch immer viele Möglichkeiten für Projektorganisationen und Verantwortliche.

Wasserfall wurde in den 1950er Jahren offiziell eingeführt und war seither die von Projektorganisationen auf der ganzen Welt am häufigsten genutzte Methode. Sie wird als DAS früher gebräuchliche Managementkonzept für die Projektdurchführung betrachtet.

Was steckt dahinter?

Wie der Name vermuten lässt, funktionieren Wasserfall-PPM-Methoden prinzipiell linear. Wasserfall unterteilt ein Projekt in eine festgelegte Abfolge von Einzelphasen und Aufgaben, die nacheinander abgearbeitet werden. Jede dieser Phasen muss fertiggestellt werden, bevor die nächste beginnen kann. Wasserfall-Projekte folgen üblicherweise den folgenden fünf Phasen:

  • Bedarfserhebung: Erfassung und Analyse der möglichen Anforderungen an eine Anwendung, ein zu erstellendes Produkt oder ein durchzuführendes Projekt. Die Ergebnisse werden als Spezifikationen in einem Dokument konsolidiert und während der gesamten Projektbearbeitung als Referenz bereitgehalten.
  • Design: Festlegung, wie die Anforderungen erfüllt werden sollen, Erarbeitung von Details und einer Roadmap für die Durchführung
  • Implementierung: Umsetzung der Entwicklungspläne und der Roadmap
  • Tests: Beziehen Beta-Tester und Qualitätssicherungsmanager ein, um jegliche Probleme und Bugs zu erkennen, zu melden und zu beheben
  • Betrieb und Pflege: Übergabe und Installation sowie Support und Wartung, die möglicherweise in der Folge benötigt werden

Vor- und Nachteile

Das Wasserfall-Modell eignet sich besonders für große Projekte und Organisationen, die einen strukturierten Ansatz für die Planung und Durchführung benötigen. Wasserfall bietet unter anderem folgende Vorteile:

  • Einfachheit: Die Wasserfall-Methodik ist das vielleicht einfachste Projektmanagementmodell. Die logisch aufeinander folgenden Wasserfall-Prozesse lassen wenig Raum für Verwirrung, selbst wenn mehrere Teams an einem Projekt arbeiten. Jedes Teammitglied kann leicht zugängliche Gantt-Diagramme nutzen und den Projektfortschritt sowie seine Aufgaben auf einen Blick erkennen. Besonders hilfreich ist das zur Steuerung der Arbeitsleistung von Teams, die lang laufende Projekte bearbeiten.
  • Disziplin: Wasserfall-Methodiken zwingen Projektmanager und Projektteams zur Disziplin bei der Arbeitsplanung, bei der Zeitplanung sowie beim Design und bei der Strukturierung von Projekten. Im Wasserfall-Projektmanagement müssen Prozesse meist detailliert beschrieben werden, um jeden Aspekt und jede Phase des Projekts managen zu können. Wasserfall ist naturgemäß linear strukturiert und eignet sich daher für Projekte, die eine klare Unterteilung in Phasen, Meilensteine und Deadlines erfordern.
  • Raum für frühzeitige Anpassungen: Da Ausführung und Implementierung erst in späteren Phasen erfolgen, ermöglichen Wasserfall-Methoden einfache Änderungen und Anpassungen in der Design-Phase. Andererseits wird es sehr viel schwieriger, Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt einzubringen.

Kein methodisches Framework ist perfekt. Wasserfall wird für folgende Einschränkungen kritisiert:

  • Mangelnde Flexibilität: In späteren Phasen der Entwicklung erweist sich Wasserfall als wenig anpassbar und reaktionsfähig. Wenn sich bei abschließenden Tests ernsthafte Fehler im Produkt oder Lieferobjekt zeigen, ist keine Kurskorrektur mehr möglich. Um fundamentale Probleme zu lösen, muss man dann einige Schritte zurückgehen.
  • Kunden und Anwender werden nicht genug einbezogen: Typischerweise sind Kunden oder Endanwender nur wenig an Wasserfall-Projekten beteiligt. Nach einem initialen Meeting mit den Projektteams, bei dem die Anforderungen zusammengetragen werden, wirken Kunden oder Projekteigner normalerweise nicht mehr an der Ausführung mit. Damit können geänderte Erwartungen oder Anforderungen nicht berücksichtigt werden, Lieferobjekte werden letztlich dem Bedarf vielleicht nicht vollständig gerecht.

Ein weiterer, nicht-agiler (und damit traditioneller) Ansatz für die Projektbearbeitung ist die Critical-Chain-Methode. Critical-Chain-Projektmanagement (CCPM) ist “eine Projektplanungs- und Managementmethode, die notwendige Ressourcen für die Ausführung von Projekten (Personal, Anlagen, physischer Raum) in den Mittelpunkt stellt.”

In CCPM konzentrieren Projektmanager ihre Anstrengungen darauf, die kritische Kette zu ermitteln – das ist die längstmögliche Sequenz von Aufgaben unter Berücksichtigung wechselseitiger Abhängigkeiten von Ressourcen und Aktivitäten. Auf dieser Grundlage können sie dann die in einem Projekt eingesetzten, kritischen Ressourcen zuteilen und ausbalancieren und möglicherweise Maßnahmen ergreifen, die verhindern, dass Ressourcen zu sehr unter Druck geraten.

Letztlich gibt CCPM Projektmanagern mehr Kontrolle über das Projekt und den Zeitplan. Außerdem addieren CCPM-Methoden die Sicherheitsmargen aller Einzelaufgaben zu einem Puffer für das gesamte Projekt. Allerdings erfordert die Methodik großes Engagement der Projektmanager. Und es könnte eine Herausforderung für Projektteams darstellen, die Philosophie von Critical-Chain-Projektmanagement zu verstehen und anzunehmen, in der die begrenzt verfügbaren Ressourcen den Rahmen für die gesamte Projektbearbeitung setzen. Die Berechnungen zur Ermittlung der Critical Chain können ziemlich komplex werden, und die meisten zeitgemäß arbeitenden PMOs nutzen CCPM unterstützende PPM-Tools als Arbeitshilfen.

 

Weitere Informationen zu PPM-Methodiken:

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Benoît Boitard

Benoît ist seit 2020 stolzes Mitglied des Marketingteams von Sciforma. Durch zahlreiche Berufserfahrungen als Berater für digitale Strategien, sowohl in aufstrebenden Start-up-Unternehmen als auch in großen Unternehmen, besitzt er ein umfassendes Verständnis des Projektmanagements in sowohl traditionellen als auch agilen Arbeitsumgebungen.